NEM wie gewachsen - page 1

D I G I TALE ZAHNTECHN I K
NEM wie
gewachsen
Stahl! Ein Wort wie eine undurchdringliche Wand. Hart, kalt, gnadenlos. So wundert es nicht, dass edelme-
tallfreie Dentallegierungen keinen guten Stand haben – wenn man sie Stahl, oder NEM, also Nicht-Edel-Me-
tall nennt. Die Assoziation liegt auf der Hand, denn etwas, das nicht edel ist, kann nicht gut sein. Dennoch
zählen edelmetallfreie Dentallegierungen zu den mundbeständigsten und haltbarsten dentalen Werkstoffen.
Nun hat Amann Girrbach ein Verfahren eingeführt, mit dem sich „Stahl“ ohne Wasserkühlung in Desktop-
Fräsmaschinen bearbeiten lässt. Da das Material in einem vorgesinterten, wachsartigen Zustand vorliegt,
kann es spielend leicht bearbeitet werden. Der Ausnahmezahntechniker Knut Miller zeigt in diesem Artikel
anhand eines Demofalls, wie man mit etwas Geschick und zahntechnischem Wissen, das letzte Quäntchen
aus „Stahl-Restaurationen“ heraus holt.
Ein Beitrag von Knut Miller, Vaduz/Liechtenstein
Knut Miller gibt Tipps, wie man mit Ceramill Sintron zu besten Ergebnissen kommt
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14. JAHRGANG 06/2013 ©
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nut Miller
ist ein Vollblutzahntech-
niker. Einer, der immer noch einen
Schritt weiter gehen möchte, sich nicht
so leicht zufrieden gibt und für Perfekti-
on – vor allem aber für natürliche Ästhe-
tik – kämpft. Das zeigt sich schon in sei-
nem Kultbuch „individualitas naturae
dentis“, in dem er den Zahnformen und
ihren Eigenheiten huldigt. Man kann sa-
gen: Dieser Mann versteht sein Hand-
werk und hat sich die Morphologie ein-
verleibt. Nun arbeitet
Knut Miller
aber
auch für Amann Girrbach. Dort be-
kommt er immer wieder eine ganz heiße
Produktentwicklung aus der Forschung
und Entwicklung hingestellt, um zu tes-
ten, wie es sich anfühlt – das neue Mate-
rial, oder die neue Technik – und was es
seiner Meinung nach zu verändern gilt.
Eine dieser Neuheiten war und ist Cera-
mill Sintron; das CoCr-Sintermetall, das
im noch weichen Zustand verarbeitet
wird und daher eine interessanteOption
für die CAD/CAM-gestützte inhouse
Fertigung von „Stahl“ ist.
Knut Miller
und
NEM!? Ja, das ließ zunächst auch ihn et-
was stutzig werden, doch nachdem er
sich kurz mit dem Material und seinen
bemerkenswerten Eigenschaften be-
schäftigt hatte, stand für ihn fest: Stahl ist
sein neues Gold.
Nachfolgend beschreibt er anhand eines
Demofalls, wie er aus schnödem CoCr
wunderschöne zahntechnische Restau-
rationen fertigt.
Der Demofall
Bei dem Demofall galt es den Zahn 21
mit einer keramisch vollverblendeten
Einzelzahnkrone zu versorgen. DesWei-
teren von 24 auf 27 eine teilverblendete
Brückemit den Pfeilerzähnen 24 und 27.
Hierbei sollten die beiden Prämolaren
keramisch verblendet – Zahn 24 sogar
mit einer Keramikschulter im approxi-
malen und vestibulären Bereich – und
die Zähne 26 und 27 vollanatomisch ge-
staltet werden. Den imwahrsten Sinn des
Wortes krönenden Abschluss bildete ei-
ne Vollkrone für den Zahn 27. Für Zahn
21 wurde ein Ceramill Sintron Gerüst
mit zirkulär reduziertem zervikalen Ab-
schlussrand angefertigt, um hier eine
Keramikschulter anbrennen zu können
(Abb. 1).
Mit der Ceramill Mind CAD-Software
kann die Anatomie, Morphologie und
Funktion uneingeschränkt individuali-
siert und gestaltet werden.
In diesemCAD-Arbeitsschritt sollte un-
ter anderem bereits großes Augenmerk
auf das Fräsresultat der Kauflächen gelegt
werden. So sollte man zum Beispiel be-
achten, dass der 0,6 mm feine Fräser die
Details wie etwa Fissuren besser ausfrä-
sen kann. Umdies zu gewährleisten, soll-
teman die Fissuren in der CAD-Software
mit demModellierinstrument „Messer-
spitze“ ein wenig öffnen (Abb. 2a und b).
Auchwenn diemanipuliertenDetails am
Bildschirmetwas „übertrieben breit“ wir-
ken, so lassen sich die Fissuren dadurch
vom Fräser besser darstellen – man op-
timiert somit also das Fräsresultat.
Zudem ist bei der Gestaltung einer funk-
tionalen Kaufläche einer vollanatomi-
schenRestauration darauf zu achten, dass
die Restauration immer noch manuell
nachgearbeitet werden muss (zum Bei-
spiel poliert). Daher müssen entspre-
chende approximale und okklusale Kon-
takte minimalst überkonturiert werden,
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Produktbezogener
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